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AKTUELLES
Das Projekt NEILA zeigt Wege zur Gestaltung eines zukunftsfähigen und lebenswerten regionalen Raums auf
Mit der Leitfrage „Wie lassen sich die unterschiedlichen Qualitäten von Stadt und Land zu einem hochwertigen regionalen Zukunftsraum bündeln?“ präsentierten Katharina Fesel (TU Dortmund) und Julia Zendel (Bundesstadt Bonn) die Ergebnisse des Forschungsprojekts NEILA. Projektregion des Forschungsprojekts NEILA war die :rak-Region, die aus der bundesländerübergreifenden Kooperation der der Bundesstadt Bonn, dem Rhein-Sieg-Kreis und dem Kreis Ahrweiler besteht. Die Zusammenarbeit fußt dabei auf der historischen Ausgangslage durch den Hauptstadtbeschluss (Bonn-Berlin), einem geteilten Problemverständnis und gegenseitigen Vertrauen, das im Rahmen der informellen Kooperationsstruktur aufgebaut wurde.
Regionale Herausforderungen: Zielkonflikte erfordern nachhaltiges Flächenmanagement
Die Region steht vor einer Vielzahl komplexer Zielkonflikte, die eine strategische und nachhaltige Steuerung durch ein regionales Flächenmanagement erfordern.
Ein zentraler Konflikt besteht zwischen dem Bedarf an zusätzlichem Siedlungsraum und dem Schutz wertvoller Freiflächen. Dieser Spannungsbogen wird durch steigende Mieten und Baulandpreise weiter verschärft. Gleichzeitig zeigt der anhaltende Flächenverbrauch, dass die Region die Zielvorgabe des 30-Hektar-Pfads der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie deutlich verfehlt.
Ein weiterer Zielkonflikt betrifft die Wohnraumversorgung in Wachstumsregionen. Hier macht die steigende Nachfrage nach Wohnraum oft die Mobilisierung neuer Bauflächen im Außenbereich erforderlich – ein Vorgehen, das jedoch dem politischen Willen mancher Kommunen widerspricht, die ein weiteres Wachstum ablehnen.
Hinzu kommt der Fokus auf Einfamilienhäuser als bevorzugte Bebauungsform. Diese erschwert nicht nur die effiziente Schaffung von Wohnraum, sondern steht auch im Gegensatz zu den Anforderungen eines flächensparenden Siedlungsmanagements.
Die Anpassung an den Klimawandel stellt eine weitere entscheidende Herausforderung dar. Die Starkregen- und Flutkatastrophen im Juli 2021 sowie ähnliche jüngste Ereignisse unterstreichen die Dringlichkeit einer klimaresilienten Flächennutzung, die sowohl ökologische als auch soziale Aspekte berücksichtigt.
Die Bewältigung dieser Zielkonflikte erfordert ein konsequentes regionales Flächenmanagement, das Transparenz schafft, Interessenausgleiche ermöglicht und nachhaltige Lösungen fördert.
NEILA stärkt den Interessenausgleich zwischen Stadt, Umland und ländlichem Raum
Wie kann ein ausgewogener Interessenausgleich zwischen Stadt, städtischem Umland und ländlichem Raum gelingen? Das Forschungsprojekt NEILA zeigt: Transparenz und gemeinsame Strategien sind entscheidend. Eine wesentliche Voraussetzung für einen verbesserten Interessenausgleich ist eine transparente Bestandsaufnahme in Form einer „Bottom-up“-Raumbeobachtung. Diese ermöglicht eine Bewertung der räumlichen Entwicklungspotenziale nach einheitlichen Kriterien, die sowohl die spezifischen Gegebenheiten der Region als auch die Perspektiven aller beteiligten Akteure berücksichtigen.
Instrumente für ein regionales Flächenmanagement
Im Rahmen von NEILA wurden verschiedene Instrumente für ein regionales Flächenmanagement untersucht. Dabei zeigte sich, dass insbesondere die Kombination aus informatorischen und regulativen Ansätzen die Entscheidungsgrundlagen für die Region sowie für die einzelnen Kommunen erheblich verbessern kann.
Ein zentrales Ergebnis ist das regionale Siedlungsentwicklungskonzept, das eine strategische Entwicklungsvision für die gesamte Region formuliert. Ein integraler Bestandteil dieses Konzepts ist ein regionaler Atlas mit einem webGIS-System, das erstmals einen umfassenden Überblick über die Entwicklungspotenziale und deren Eignung bietet. Durch die Einbindung aller Kommunen und die Einsicht in freigegebene Flächen und Nutzungsperspektiven wird die Transparenz erhöht und die Grundlage für eine interkommunale Zusammenarbeit gestärkt.
Innovative Tools für nachhaltige Siedlungsentwicklung
Das Konzept wird durch zusätzliche Werkzeuge unterstützt, darunter:
- Ein gemeinsames Bedarfsmodell zur Wohnraumplanung,
- Ein Flächenbilanzierungstool, das den Verbrauch von Siedlungsflächen transparent macht, und
- Ein regionales Dichtekonzept, das als regulatives Instrument eine flächensparende Nutzung fördern kann.
Förderung eines regionalen Leitbilds und Veränderung der Planungspraxis
Durch die Verbindung dieser Instrumente konnte NEILA die Komplexität und Interdependenzen der Siedlungsentwicklung aufzeigen und die Grundlage für ein regionales Siedlungsleitbild schaffen. Dieses Leitbild stärkt den Dialog zwischen Stadt, Umland und ländlichem Raum und bildet die Basis für eine nachhaltige, zukunftsorientierte Entwicklung. Frau Zendel (Bundesstadt Bonn) bestätigte, dass insbesondere der regelmäßige Fachaustausch im Rahmen der Projektarbeit einen Mehrwert darstellte. Zudem unterstützen die entwickelten Werkzeuge die Planer bei Ihrer alltäglichen Arbeit. Ferner betonte Frau Zendel, dass nun die Projektergebnisse in der Region durch Ausschuss- und Ratsbeschlüsse verankert werden. So wird das entwickelte Wissen weitergetragen und trägt zur aktiven Entwicklung von Siedlungsentwicklungsflächen bei.
